Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Sitterli&Schaffroth

Kaninchen und Hase

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Heimtiere - Kaninchen und HaseTierärztliche Gemeinschaftspraxis Sitterli&SchaffrothDas Kaninchen unterscheidet sich im Aussehen und vor allem durch sein Verhalten und seiner Lebensweise sehr von dem Feldhasen. Möchte man einen erwachsenen Feldhasen von einem Kaninchen unterscheiden, kann man das daran sehen, dass beim Feldhasen - im Gegensatz zum Kaninchen - die Ohren länger sind als der Kopf. Kaninchen werden nackt und blind geboren, sie sind Nesthocker. Hasen dagegen werden behaart und sehend geboren und sind Nestflüchter.

Kaninchen werden 6 - 12 Jahre alt. Sie wohnen in Höhlen und sind sehr gesellige Tiere. Im Gegensatz dazu leben Hasen nur oberirdisch und sind lieber alleine oder leben höchstens als Paar. Oft treten Rangordnungskämpfe auf. Man kann zwei kastrierte Männchen oder zwei Weibchen oder ein Weibchen und ein kastriertes Männchen zusammen halten. Meerschweinchen und Hase verstehen sich nicht. Das bedeutet, dass ein Meerschwein ein sehr kommunikatives Tier ist. Das Kaninchen jedoch hat lieber seine Ruhe. Die beiden Tierarten haben also einfach keine gemeinsame Wellenlänge und das verursacht Stress bei beiden.
Bringt man ein Paar Kaninchen neu zusammen, kann man ihre getrennten Käfige langsam immer näher aneinanderstellen, bis sie sich in Ruhe aneinander gewöhnt haben. Sehr wichtig für Kaninchen ist, dass ihr Käfig schön groß und so hoch ist, dass sie sich aufrecht hinsetzen können ("Männchen machen") ohne den Kopf anzuschlagen. Es braucht auch viel Auslauf, z.B. in der Wohnung (allerdings nicht ohne Aufsicht, da es eventuell Kabel annagt).

Hitze mag das Kaninchen gar nicht und an besonders heißen Tagen kann es in Kombination mit großem Stress sogar zu Todesfällen kommen. Oft fühlt sich das Kaninchen in einem gut isolierten und mit Heu gepolsterten Stall an der frischen Luft wohler als in der Wohnung mit trockener Heizungsluft. Die Heizungsluft kann zu schlimmen Atemwegserkrankungen führen. Ein Stressanzeichen beim Kaninchen können hervortretende Augen sein.

Bei der Ernährung ist sehr wichtig, dass ein Kaninchen genügend Heu bekommt und nicht zu viel Fertigfutter. Gutes Heu ist sehr wichtig, um beim Kauen die ständig nachwachsenden Zähne (ca. 1-2mm pro Woche!!) abzuschleifen. Körner im Futter machen sehr schnell fett und sollten sparsam gefüttert werden. Auch Wasser sollten Kaninchen immer zur Verfügung haben. Es bieten sich dabei Trinkflaschen an, da in diesen das Wasser nicht so stark verschmutzen kann wie in Schalen.

Der Magen des Kaninchens hat eine sehr dünne Muskelschicht. Der Eingang zum Magen von der Speiseröhre aus ist mit einem starken Muskel verschlossen, das Kaninchen kann deshalb nicht erbrechen. Die dünne Muskelschicht des Magens reicht nicht aus, um den angedauten Futterbrei in den Darm zu befördern wie beim Mensch. Das Futter kann nur durch nachfolgend gefressenes Futter aus dem Magen in den Darm geschoben werden. Deshalb ist es so wichtig, dass Kaninchen nicht fasten. Der besonders große Blinddarm enthält eine mikrobielle Flora, mithilfe derer Rohfaser (wie z.B. Heu) aufgeschlossen werden kann. Wird der weiche Verdauungsbrei das erste Mal ausgeschieden, so enthält er noch sehr viele Vitamine. Deshalb frisst das Kaninchen seinen Kot meist direkt vom After. Wird der Kot dann nochmals ausgeschieden, ist er hart und für das Kaninchen wertlos. Kommt das Kaninchen nicht dazu, den ersten Kot zu fressen, kann das ernsthafte Mangelerscheinungen auslösen.
Viele Kaninchen können zur Stubenreinheit erzogen werden, da sie oft einen festen Platz bevorzugen, um Kot und Urin abzusetzen.

Kaninchen werden im 4. bis 6. Lebensmonat geschlechtsreif. Alle 6-7 Tage kann bei ihnen nach dem Deckakt ein Eisprung erfolgen. Erfolgt die Befruchtung, so tragen sie ihre 1-11 Jungen 31 Tage lang aus.

Möchte man sein Kaninchen möglichst vor Krankheiten schützen, kann man es gegen Myxomatose, Schnupfen und RHD (Rabbit Hemorrhagic Disease, Chinaseuche) impfen, zum ersten Mal mit 4-6 Wochen. Damit der Impfschutz länger wirksam ist, muss die Impfung nach einem Monat wiederholt werden. Danach empfiehlt es sich, alle 6 Monate erneut gegen Myxomatose und Schnupfen zu impfen und alle 12 Monate gegen RHD. Typisch für die Myxomatose sind starke Schwellungen. Die Krankheit führt zum Tod. Bei der RHD gibt es neben den tödlichen Formen auch eine milde Form, bei der die Kaninchen überleben.